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Köhlerei

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Armer Kohlen-Michel ...

Auch die Köhlerei hat eine lange Tradition im Schwarzwald. In vielen Punkten verhielt es sich mit ihr ganz ähnlich wie bei der Glasbläserei. Im Schwarzwald wurde nicht nur schon früh nach Quarz für die Glasherstellung gesucht, sondern auch nach Kupfer, Eisen und sogar Silber. Für deren Weiterverarbeitung benötigte man große Hitze, wozu die Verbrennung bloßen Holzes, wie es die Glasbläser taten, nicht mehr ausreichte. Dafür waren die Köhler da, die das Holz so aufbereiteten, dass es verkohlte, seine Energiedichte gesteigert wurde, sodass es bei seiner Verbrennung höhere Temperaturen ausstrahlte.

Der Köhler baute sich einen Meiler aus einer kegelförmigen Aufschichtung von Holzscheiten, die anschließend mit Reisig abgedeckt und mit Erde und Moos abgedichtet wurde. Lediglich eine Öffnung blieb übrig, durch die etwas Glut ins Innere des Meilers geschoben wurde. Diese Glut musste dann nach und nach auf das Holz im Meiler übergreifen und es verschwelen. Wichtig war dabei, dass die Temperatur im Inneren konstant blieb. Das Holz durfte nicht brennen, sondern nur schwelen, um zu Kohle zu werden.

Da die Köhlerei ein sehr schmutziges Handwerk war, genossen die Köhler zumeist einen recht schlechten Ruf, für den sie jedoch nichts konnten. Diesen Umstand hat der Schriftsteller Wilhelm Hauff in seinem Märchen »Das kalte Herz« aufgegriffen. In diesem hat der arme Köhler Peter Munk beim Glasmännlein, einem guten Waldgeist, drei Wünsche frei. Zwei davon verplempert er für Reichtum, weshalb ihm der dritte zunächst verweigert wird. Daher wendet sich Peter an einen anderen, bösen Geist, der ihm noch mehr Geld gewährt, als Preis aber anstelle des Herzens einen Stein einsetzt. Als Peter immer geiziger und gefühlskälter wird, sogar seine Mutter vernachlässigt und seine Frau im Zorn erschlägt, will er sein Herz zurück, bekommt es aber von dem bösen Waldgeist nicht wieder. Dafür hilft ihm der gute mit einem Ratschlag. So sucht Peter den bösen Geist erneut auf und wirft ihm vor, das kalte Steinherz funktioniere nicht richtig. Der böse Waldgeist will das nicht wahrhaben und gibt ihm zum Vergleich sein echtes Herz zurück. Kaum dass das geschehen ist, gewährt der gute Waldgeist Peter Schutz und bringt ihn mit seiner Mutter und seiner wiederbelebten Frau zusammen. Zu diesem Märchen sowie zum Schriftsteller selbst gibt es in Baiersbronn übrigens das Hauff-Märchenmuseum.

Den Köhlern erging es bald ähnlich wie den Glasbläsern. Da sie für ihre Arbeit sehr viel Holz benötigten, mussten sie immer mehr Wälder roden und ihre Meiler dem Standort des verfügbaren Waldes anpassen. Somit sorgten auch sie für den fast vollständigen Kahlschlag des Schwarzwaldes gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts.

 

Auch heutzutage gibt es noch Kohlenmeiler. Ein Beispiel findet sich, ausführlich beschrieben, auf dieser Seite: Münstertal Staufen: Der Kohlenmeiler glimmt

Ein Ort zum Verweilen und Träumen: Hauffs Märchenmuseum Baiersbronn

Wir benutzen sie als Energiequelle, doch wie entsteht Holzkohle? Simplysience.ch - Holzkohle

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