top of page

Wutachschlucht

Papst-Licensing-Baumstamm-Memory-43.png

 

Abenteuerlich und wild

​

Die zwischen sechzig und hundertsiebzig Meter tief eingeschnittene Wutachschlucht ist der Inbegriff des Naturschutzgebietes in Deutschland. Auf 35 Kilometern erstreckt sie sich zwischen Neustadt und Achdorf, wobei der Bereich von Kappel bis Wutach seit 1939 unter Naturschutz steht. Das Faszinierende an dieser Gegend ist nicht nur der Wildbach mit seinem ungehinderten Lauf, sondern auch der Artenreichtum bei Pflanzen und Tieren sowie die geologischen Besonderheiten. Tatsächlich ist die Wutachschlucht der einzige unberührte Mittelgebirgsbach in Deutschland und somit aus landschaftshistorischer Sicht von immenser Bedeutung.

​

Von seiner Quelle bis zur Mündung in den Rhein ist das Gesamtgewässer 91 Kilometer lang und überwindet einen Höhenunterschied von 1.125 Metern. Allerdings heißt es nicht auf seiner ganzen Strecke Wutach. Es entspringt in 1.440 Metern Meereshöhe beim Seebuck, dem Nebenberg des Feldbergs, und wird hier noch als Seebach bezeichnet. Somit liegt die Quelle nur neun Meter tiefer als der Gipfel des Seebucks. Es folgt ein 62 Meter hoher Wasserfall, ehe der Seebach auf 1.109 Metern Meereshöhe den Feldsee an der nordöstlichen Flanke des Seebucks durchfließt. Danach verläuft der Seebach im Bärental weiter bis zum Titisee, den er ebenfalls durchquert. Am Ausfluss nennt sich das Gewässer dann Gutach. Es fließt bis Neustadt weiter, bis es kurz nach der Gutachbrücke der Höllentalbahn auf die Einmündung der Haslach trifft.

​

Die Wutach entsteht hier durch den Zusammenfluss von Gutach und Haslach unweit von Kappel. Kurz vor dem Aufeinandertreffen der beiden Gewässer werden deren Täler bereits klammartig und sind tief eingeschnitten. Dort setzt in beiden Tälern das Naturschutzgebiet ein. Die Wutach windet sich nur kurz durch die Schlucht, ehe von Norden her eine weitere Klamm einmündet, die Rötenbachschlucht. Von hier aus wendet sich die Wutach nach Süden und fließt bis zum Räuberschlössle, ehe sie ihren Lauf in Richtung Osten fortsetzt. Nach einer Weile öffnet sich nach Süden hin die Lotenbachklamm, die vier Wasserfälle von bis acht Metern Fallhöhe enthält sowie einen Nebenbach, der wiederum aus zwanzig Metern Höhe in die Klamm hineinstürzt. Eine Klamm ist übrigens eine andere Bezeichnung für eine enge Schlucht.

​

Ganz in der Nähe der Einmündung der Lotenbachklamm in die Wutachtschlucht befindet sich die Schattenmühle. Dort kannst Du Dich in einem Gasthof stärken, ehe Du weiterwanderst.

​

Flussabwärts verändert sich die Landschaft. Die Wutach verlässt die obere Schlucht und tritt in ein Tal mit breiterer Sohle ein. War der Untergrund bisher Granit mit einer Oberschicht aus Buntsandstein, besteht er in der Folge aus Muschelkalk. Von hier aus gelangt man bis zur Dietfurt und weiter zum ehemaligen Bad Boll, wo sich von Süden der Boller Wasserfall in die Wutach ergießt, mit seinen zwei Stufen und einer Fallhöhe von vierzig Metern der höchste Wasserfall innerhalb der Wutachschlucht. Nicht weit davon entfernt folgt der Tannegger Wasserfall. Auf der anderen Flussseite liegt eine 84 Meter lange Höhle namens Münzloch. Die Felswände bestehen nun zunehmend aus Kalkstein. Die Moose, die darauf wachsen, entziehen Kohlensäure aus dem kalkhaltigen Wasser, wodurch sich der Kalk festigt und als Sinterfels formiert.

​

Nach Bad Boll verengt sich das Tal stark, man spricht hier von der mittleren Schlucht. Der Wanderweg verläuft jetzt oberhalb der Wutach, an die Felswand angeschmiegt. So gelangt man bis zur Schurhammerhütte, bei der man Gelegenheit zu einer Pause hat. Auf ihrem weiteren Weg neigt sich die Wutach nach Nordosten und versickert teilweise im Untergrund. In sehr trockenen Phasen kann das oberirdische Flussbett sogar komplett versiegen. Nach dem Rümmelesteg fließt die Wutach wieder ostwärts, und ungefähr zwei Kilometer nach der Versickerung tritt das Wasser wieder aus, nachdem es durch ein Höhlensystem geströmt ist. Von Norden her trifft kurz darauf die Gauchach auf den Fluss. Die Gauchachschlucht steht bis kurz vor Döggingen ebenfalls unter Naturschutz. Von der Einmündung der Gauchach ist es nicht mehr weit bis zur Wutachmühle, wo das Naturschutzgebiet Wutachschlucht endet.

​

Im weiteren Verlauf wendet sich die Wutach mit dem sogenannten Wutachknie bei Achdorf nach Südwesten und verlässt den Schwarzwald. In ihrem unteren Tal folgt die untere Schlucht, die sogenannten Wutachflühen. Dieser Abschnitt erstreckt sich zwischen Achdorf und Grimmelshofen. Außerdem bildet der Fluss nun auf ungefähr sechs Kilometern Länge in zwei Abschnitten die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz, ehe er auf einer Meereshöhe von 315 Metern in den Rhein mündet.

​

Dass die Wutachschlucht in der Vergangenheit ein erhebliches Verkehrshindernis darstellte, zeigt sich an einem Unterschied der Schwarzwälder Dialekte nördlich und südlich davon. Im Norden wird das »K« am Wortanfang (z.B. »Kasten«) wie im Hochdeutschen gesprochen, man sagt mundartlich also »Kaschte«. Im Süden wird es hingegen zum »Ch« (wie in »rauchen«). Dort heißt es folglich »Chaschte«.

​

Was die Wutachschlucht für Geologen sehr interessant macht, sind die stetigen Veränderungen, die sich dort abspielen. So sind im Laufe der letzten Jahrzehnte mehrfach Felsen eingestürzt oder verrutscht, die Landschaft ist in ständiger Bewegung. All diese Vorgänge können hier ungehindert beobachtet werden, also ohne dass der Mensch sie beeinträchtigt oder aufhält. Somit liefert die Wutachschlucht wertvolle Informationen zur Erforschung des geologischen Geschehens.

​

Erwähnenswert ist, dass vom Seebach mehr als die Hälfte seines Wassers knapp oberhalb der Mündung in den Feldsee abgezapft wird. Es wird in den Schluchsee umgeleitet und letztlich dem dortigen Wasserkraftwerkssystem zugeführt.

​

Neben der Wutachschlucht gibt es noch weitere klammartige Täler im Schwarzwald. Besonders eindrucksvoll ist die vier Kilometer lange Ravennaschlucht, eine Verengung oberhalb des Höllentales. Sie enthält zwei Wasserfälle, der größere hat eine Fallhöhe von 16 Metern.

​

Hier geht es zum Podcast

​

Hier gibt es reichliche Informationen über den »größten Canyon Deutschlands« sowie viele atemberaubende Bilder: Die Wutachtschlucht auf hochschwarzwald.de

​

Informative Seite über die Wutachtschlucht mit Vorschlägen für Wanderungen: Die Wutachschlucht auf der Seite von Schattenmühle

Verlauf der Sauschwänzlebahn unweit der Wutachschlucht

Wutachschlucht.png
bottom of page